Motorschirm D Tour 2 Etappe 1
Motorschirm-Deutschlandtour - vom Harz via Polen nach Usedom
Auch bei unserer zweiten Motorschirm-Deutschland-Tour ist das Wetter schwierig und stellt höchste Anforderungen an die Teilnehmer, Begleiter und Organisatoren. Täglich mehrstündige Wetteranalyse ist notwendig, um das richtige Windfester zu finden, das die Teilnehmer nicht überfordert. Und manchmal müssen die Entscheidungen fix fallen, um eine oder mehrere Etappen zu fliegen.
So ging es letzten Samstag auf dem Airfield Stapelburg los, nachdem alle Teilnehmer eingetroffen und gebrieft waren. 9 Piloten, davon 5 Rucksackmotoren, 2 leichte Trikes (Fresh Bullix mit Superthorix und X-one mit Hyperthorix) und 2 x Xcitor. Thorsten das Bärchen, hat seine Tochter Laura (15 Jahre) mit an Bord. Laura ist mein Patenkind und sehr an Technik interessiert. Sie hat sogar schon ein Praktikum bei Porsche hinter sich und will Automechaniker werden. Also gleich mal eingewiesen, wie der Xcitor aufgebaut wird und wie man damit rollt. Guido hat seine Familie mit dabei, weil Petra sich bereit erklärt hat, den Crafter zu fahren. 2 Hundies und Jan (12 Jahre - oder waren die Hunde 12 Jahre?) mit an Bord. Jan ist auch gleich die erste Etappe mit mir im Xcitor bis nach Laucha mitgeflogen. Also nach dem Briefing ging es erst spät abends los, sodass wir ein Flugfenster von maximal 2 Stunden hatten, um nach Laucha zu kommen. Lauch liegt 110 km nach Südosten über den Harz. Ein alter, traditionsreicher Flugplatz für Segelflug, Motorflug und mit einer 120 m hohen Westkante für Drachen, Gleitschirme und Modelle. Nach einem kurzen Telefonat mit Markus und die Landung und Unterkunft dort ist sichergestellt. Markus, Pilot bei Tuifly, ist der Manager der Lauchaer Luftsportjugend und bringt sich aufopfernd für die Erhaltung des Flugplatzes und Haus der Jugend ein. Wir sind also auf dem weg und aus der Luft gebe ich Markus per SMS die Info, wann wir in etwa das sein werden. Das Wetterbild ist dunstig und recht düster, sodass wir bei Ankunft am Platz sofort Unterstützung mit den Scheinwerfern von 6 Fahrzeugen erhielten. Guido und Burkhard waren zwischenzeitlich außen gelandet und ließen sich von Jörg und Carsten abholen. Der Wirt der Gaststätte Wolke am Platz hat seine Küche gleich noch einmal geöffnet, da wir alle sehr hungrig waren. Da wurde in Handarbeit das Schnitzel und die Currywurst zubereitet und serviert. Die freiwilligen Helferinnen am Platz machen einen toller Service. Um1 Uhr nachts waren alle hungrigen Mäuler gestopft und das es am anderen Tag wegen der Wetterprognose eh nicht weiter ging, konnten wir alle halbwegs ausschlafen. Burkhard und diverse andere haben sich ein Zimmer gegönnt, die anderen in ihren Zelten geschlafen. So verbrachten wir einen Tag in Laucha, und konnten erst am Montag weiter fliegen. Ziel der Verkehrslandeplatz in Riesa-Göhlitz, auch noch einmal über 100 km. Und es wurde wieder spät, so dass der Flugleiter Toni für uns 2 Überstunden einlegte und uns um 21 Uhr in Empfang nahm. Diesmal kamen alle Piloten an und Toni hat mit jedem noch mal schön die ordentliche Anmeldung mit Durchgabe des Kennzeichens geübt. Da die Piste und die Infostelle durch eine Hauptverkehrsstraße getrennt sind, mussten alle über Rollweg Delta zum Rollhalt Delta und warten, bis die Ampel auf grün stand. So wird der Straßenverkehr angehalten und der Flugverkehr kann queren. Toni hat uns dann die Räumlichkeiten gezeigt und wir konnten alle Geräte im Hangar unterstellen. Dusche, Toiletten und Camping 1 a am Platz. Schlüsselübergabe gegen Quittung und Pfand und schon war der Flugplatz in unserer Hand. Als wir gerade beim Grillen war - Jörg ist ein wahrer Meister seines Fachs und verwöhnt uns aber sowas vom Feinsten - kam noch der Wachdienst, der ziemlich perplex war, uns dort anzutreffen. Aber nach einem kurzen Gespräch klärte sich alles auf und wir konnten beruhigt schlafen gehen, ohne in Gewahrsam genommen zu werden.
Nachts kam dann ein ausgiebiger Regenschauer, sodass um 4 Uhr für mich die Wetterplanung neu begann. Eigentlich waren die Prognosen so, dass nichts gehen würde. Aber das Wetterbild zeigte sich doch von einer anderen Seite. Also fix umgeplant und versucht jemanden in Bronkow am Platz zu erreichen. Das hat mit Rückruf dann auch geklappt und Olaf hat uns grünes Licht gegeben, zu kommen. Jetzt noch die Gruppe fix gebrieft, alles eingepackt und ein letzter Blick ins Radar, ob sich uns TCu´s in den weg stellen würden, wie der DWD prognostizierte. Aber dem war nicht so. Allerdings war auch die Abschirmung nicht wie versprochen ausgeprägt und hätte die Thermik eingeschränkt. Im Gegenteil, es wurde ganz schön thermisch. Half nix, wir waren ja in der Luft. Dementsprechend gab es die Order, doch lieber höher zu fliegen, vielleicht sogar über den Wolken, sofern die Sichtflug-bedingungen es erlauben. In Bronkow angekommen mussten wir noch mal durch die Schüttelthermik durch und landen. Das hat alles fein geklappt. Olaf hat uns dann für Burkhard wieder eine 5* Wohlfühlzimmer zur 'Verfügung gestellt. Und Familie mit Hund und Kind haben auch eine fürstliche Suit bezogen. Zum Frühstück zauberte Jörg ein Rührei auf den Tisch. Burkhard hatte Tränen in den Augen, aber das kam vom Zwiebel schneiden, behauptet er. Ich denke, es ist die Ergriffenheit, wie wir fliegerisch durch Deutschland cruisen. Nach ausgiebiger Wetterrecherche - übrigens Bilder, die mich in angeblicher Schlafposition zeigen, sind komplett fehlinterpretiert. Das ist die mentale Vorbereitung auf "wie sag ich´s meinen Leuten", nämlich dass wir um 4 Uhr aufstehen, um 5 aufrüsten und 5.15 Uhr airborn sind. So ging es am nächsten Tag weiter in zwei frühmorgendlichen Etappen nach Eisenhüttenstadt und Chojna in Polen. Knapp 160 km Strecke, die alle meisterlich hinter sich gebracht haben. Von Eisenhüttenstadt über Frankfurt / Oder nach Chojna, wo wir bei der letzten D-Tour bereits gelandet waren. Juras, der Platzhalter, wurde informiert und wir verfuhren wieder nach seinem Leitsatz:"Kommt ihr ist gut, kommt ihr nicht ist auch gut!" Das ist eine ganz besondere Art der Gastfreundschaft. Der Platz managt sich nämlich komplett selbst. Kurz reingefunkt, keiner da, dann selbstständig landen. Am Hangar ist eine große Wiesenfläche gemäht, die wir zum Landen nutzen. Ein Abstecher noch über den schönen, kleinen Ort Chojna (ehemals Königsberg) und dann zur Landung. Es wurde bereits merklich thermisch und alle waren happy, das Ziel erreicht zu haben. Mittlerweile hat sich die Tour zu einer 5* Komforttour entwickelt. Also Zimmer wieder im Premier Cru und abends essen im Ratskeller. Zwischendurch noch ein lecker Eis in der Stadt und heute beim Frühstück gab es noch ein bisschen Unterricht in Wetter- und Wegplanung und Bilder der Tour über den Beamer. Das Tagesziel ist jetzt der Flugplatz Stettin-Darbie, um morgen früh, vielleicht auch schon heute Abend nach Pasewalk zu fliegen, um morgen auf dem UL-Platz Mellenthin bei Arno auf Usedom anzukommen. Mal sehen ob es klappt. Die Wettervorhersage des DWD gestern war stark fehlerbehaftet, was die Stundenprognose von SkyView anbelangt. Danach hätte es ausgiebig gewittern und regnen müssen, kam aber erst in der Nacht ein etwas längerer Schauer. Also schauen wir heute Abend einfach gen Himmel und nehmen Juras Philosophie an " Geht es zu fliegen ist es gut, geht es nicht ist es auch gut!".
Und siehe da, es ging zu fliegen. Auf nach Stettin. dort ist der Flugplatz Szczetin Darbie. Der Anflug war sehr schwierig, da der West- bis Südwestwind ca. 16 km vor Stettin zu einem strammen Nordwind wurde. Eine Konvergenzzone führte zu massivem Steigen. Selbst der Xcitor stieg im Leerlauf. Am Flugplatz war Fallschirmsprungbetrieb, sodass wir etwas warten mussten, bis wir rein durften. Es war derart turbulent, dass wir entschieden, den Großteil der Gruppe vor Stettin landen zu lassen. Jens hatte das nicht mitgekommen, hatte die falsche Frequenz notiert. Man gut, dass es Handys gibt. Er also aus der Luft per WhatsApp nach der Frequenz gefragt und kurz vor dem Landanflug war er erreichbar. Die Gruppe, bis auf Norbert, landete auf dem selben Platz. Es ging senkrecht runter. Aber alles ok und Jörg und Petra sammelten alle ein. Norbert musste noch warten. Er genoss die polnische Gastfreundschaft, die uns überall begegnete. Er wurde gleich in die Familie aufgenommen, bekam beste Verpflegung. Und als die Gruppe ihn abholte, wurde diese auch gleich eingeladen, dort mit zu grillen und zu übernachten. Ging leider nicht, da wir in Stettin auf Grund der Wetterlage ganz früh nach Pasewalk starten wollten. Wir hatten Erlaubnis, um 6 Uhr starten zu können. Früher geht nicht, da die Anwohner rundherum sich sonst über den Flugplatzlärm beschweren würden. Thomasz lud mich ein in seiner Antonov AN 2 Platz zu nehmen. Er ist der zuständige Mechaniker. Wenn Feierabend ist, dann ist er gleichzeitig die Platzaufsicht und macht nachts Rundgänge. Tom hat mich bestens mit Kaffee versorgt. Ich sag, ja: Gastfreundschaft pur.
Um 5 Uhr aufstehen und es ging los zu unseren letzten beiden Etappen. Start für die Rucksackflieger direkt am Hangar. Dann ging es über Stettin hinweg nach Pasewalk und direkt von Osten kommend zur Landung. Jörg und seine Crew kamen während wir noch im Landeanflug waren. Also fix tanken, bevor es thermisch wird. Und nun ab nach Usedom. Angekündigt hatten wir uns bereits und Uwe, der mit seiner Familie immer Urlaub auf dem Airfield Stapelburg und in Mellenthin macht, hat uns empfangen. Der Platzhalter Arno kommt erst Nachmittag. Bevor wir den Sprung übers Wasser nach Usedom machen noch Kontakt mit dem Flugplatz Heringsdorf aufgenommen. die Kontrollzone wird aber erst um 10 Uhr aktiviert. So konnten wir beruhigt queren und sind dann noch bis Heringsdorf am Strand lang geflogen, bevor wir endgültig nach Mellenthin abbogen. Mittlerweile war der Wind von Süden immer stärker geworden und es wurde zunehmend thermisch und turbulent. Alle sind letztlich gut gelandet, Guido wie immer - oder immer öfter - Papstmanier. Er küsste den Boden zur Begrüßung. Leider gibt es ja die Sendung "Wetten das" nicht mehr. Sonst würden wir Guido, Burkhard und Jürgen anmelden. Die erkennen garantiert jeden Landeplatz am Geschmack. Jetzt sind wir hier und die Tour endet mit einemdeftigen Frühstück im Roten Haus. So sind in 8 Etappen 607 km zu Stande gekommen. What a wonderful world!
Wir bedanken uns bei allen Flugplätzen und beteiligten Personen für die außerordentliche tolle Gastfreundschaft und freuen uns auf ein Wiedersehen. Und euch Motorschirmfliegern können wir die Plätze nur empfehlen.
Fliegen durch Deutschland und zu unseren Nachbarn ist geil!
Die Bilder der Etappen Tour findet ihr in den nachfolgenden Ordnern