Gruss aus Annecy Juni 2012
Ein Gruß aus Annecy
Aktuell sind wir mit einer Gruppe in den schönen Haute Savoyen am Lac de Annecy. Das außergewöhnliche Fluggebiet ist ein absoluter Szenetreff. Vom Sicherheitstraining bis zu Akroevents, vom einfachen „just for fun“ Flug bis zum Streckenflug. Diese Region bietet für alle die richtige Mischung. Und wenn, wie jetzt zu Beginn der Woche, das Wetter nicht so mitspielt, dann lohnen sich die Ausflüge in die Region, sei es Annecy, das kleine Venedig Frankreichs, oder in gerade mal 50 km Entfernung Genf, eine Stadt mit einem Hauch von Monaco. Hier blitzen und blinken die Auslagen der Geschäfte. Uhren Marke Rolex, Hotels wie Kempinski sind dort Standards. Dennoch ist die Stadt ein echtes Schmuckstück mit seinen alten herrschaftlichen Häusern. Und direkt vor den Toren der Stadt ist der Saleve, ein Flugberg mit Postkartenpanorama. Wir konnten allerdings nur den Ausblick genießen. Aber als Flieger schließt man die Augen und schon sieht man sich über den Dächern von Genf schweben. Nein, geht ja nicht. Ist ja wegen des Flughafens stark begrenzter Flugraum. Aber auch hier funktioniert die Zusammenarbeit der örtlichen Clubs mit dem Flughafen, genau wie in Innsbruck. Vorbildlich!
Wir konnten gestern unser fliegerisches Highlight umsetzen. Bisher hatten wir ja nur eineinhalb Flugtag am Lac de Anncy. Gestern waren die Wetterprognosen mit leichtem Südwestwind prädestiniert für Le Sire, ein Fluggebiet südwestlich von Annecy. Also kurz noch einen Fahrer über Antoine besorgt, damit Rainer auch mal in die Luft kommt. Und nach einer intensiven Fluggebietseinweisung mit den Erklärungen, welche Strecken von dort aus geflogen werden können, um zum Lac de Annecy zurück zu fliegen, ging es los. Le Sire ist die Fortsetzung der Gebirgskette des Semnoz. Antoine hat noch genaue Vorgaben gegeben, wie der große Talsprung zu erfolgen hat. 1600 m um zum Semnoz zu wechseln, sonst stehst du am Boden. Als wir in Le Sire angekommen sind, war der Wind und die Thermik noch moderat. Also erst mal einen Flug zur Einstimmung zum Landeplatz bei Mery. Ich hatte Katja versprochen, Tandem mit ihr zu fliegen. Als wir als vorletzte raus sind, konnten wir schon die erste Startüberhöhung erfliegen. Steffen kam hinterher und wir flogen so erst mal ne knappe halbe Stunde, um dann zur Landung zu gehen. Am Landeplatz, oder besser Landeplatsch, weil man so herrlich auf den Kuhfladen ausrutschen kann, haben wir dann gewartet, und gewartet, bis dann endlich Gilbert unser Fahrer uns abholen kam. So als Einheimischer sollte man sich auch nicht unbedingt auf sei Navi verlassen! Da kann es schon mal den einen oder anderen Umweg geben. Na ja, dann hat es ja doch geklappt. Und wieder auf den Berg. Vom parkplatz 15 Minuten bergauf zum Startplatz wandern. Tja, Rainer, so manches Mal muss sich seinen Flug erst schwer verdienen
Oben noch ein kurzes Briefing mit Blick auf die Karte, und dann … wartet alles. Warum? Ach so, ich soll zuerst mit dem Tandem starten und den Weg vorgeben. Ok, Katja und ich starten, ihr Mann Christian und Danya hinterher. Kurz ums Eck und schon gab es den ersten 5m Bart. A bisserl ruppig aber gut. Katja und ich drehen ein und überhöhen den Startplatz. Bei knapp 1700 m entschließen wir uns loszufliegen. Die ersten 10 km sind fix genommen. Danya kommt leider nicht hinterher. Der Abstand vom Hang war doch etwas groß und damit der Einstieg in die Thermik nicht optimal. Christian verfolgt uns noch die ersten 10 km, entscheidet sich dann aber zum Umdrehen. Ich glaube, er wollte nur prüfen, ob meine Hände immer an den Steuerleinen bleiben. Klar, so lange er dabei war schon
Mit Katja auf dem Schoß ging es weiter Richtung Semnoz. Kurzer Blick zurück, und was sehe ich: Uli mit seinem Mentor 2 folgt uns. Kurzer Funkkontakt mit ihm und dann ging es weiter. Die Bärte an den felsigen Wänden sind gut, die meiste Strecke können wir im Geradeausflug meistern. Die Basis ist eh nicht hoch. Aber als wir an der Schlüsselstelle zum Talsprung zum Semnoz ankommen, müssen wir erst mal die 1600 m erkurbeln. Als das Vario fast 1700 m meldet, entscheiden wir uns zum Weiterflug. Aber am Talanfang waren dann nur noch 1300 m auf der Uhr. Weiterfliegen? Antoine sagt:“Sie brauchen 1600 m, sonst Sie stehen unten!“ Hm, wat nu? Kurzer Blick auf das Gps. Das sagt knapp 15 km/h Rückenwind. Also rechne ich mir aus, das Antoine bestimmt von Null Wind sprach. Mit Rückenwind geht es also auch mit weniger Höhe. Gesagt getan und rüber. Auf der anderen Seite kommen wir somit auch ausreichend an. Uli immer hinterher. Am Semnoz müssen wir aber erst mal einen Zwischenstopp einlegen und mehrfach wieder zu einer Thermikquelle zurückfliegen, da wir den Sprung an die Westflanke des Semnoz sonst nicht schaffen. Aber nach geduldigem Thermiksuchen haben wir die richtige Quelle aufgetan und konnten am Startplatz Semnoz vorbei Richtung Annecy weiter fliegen. Jetzt waren schon knapp 2 Stunden vergangen und mein Passagier bekam Hunger. Das Magenknurren war lauter als das Piepen des Vario
Kurze Absprache mit Uli:“Es geht nicht so optimal hoch. Den Sprung über die Antenne zum Roc de Beauf schaffen wir wohl nicht. Fliegen wir zur Landung!“ Uli“ok, passt, mach mal!“
Auf dem Weg zur Landewiese erwische ich aber noch einen schönen Bart. Also kurze Info an Katja, dass es doch länger dauert. Uli informiert „Komm, lass uns eindrehen!“ Gesagt, getan. Uli dreht fein mit und überhöht mich um die entscheidenden 200 m. „Uli, jetzt hau ab, Du schaffst den Sprung!“ Und Uli tut´s. Katja und ich gehen zur Landung. Kurz noch mal nachgefragt, wer aktuell noch in der Luft ist. Kai und Steffen melden sich. Haben aber noch Schwierigkeiten mit dem Talsprung. Später zeigt die Auswertung, dass Steffen über 30 km, Kai knapp darunter geflogen sind. Super Leistung. Und Uli hat es bis Dussard zur Hauptlandewiese geschafft. Gratulation.
Zwischenzeitlich hatte Gilbert alle anderen eingefangen. Danya war doch etwas enttäuscht, dass das mit der ruppigen Thermik noch nicht so klappt. Ich habe ihr dafür noch einen schönen ruhigen Abendflug am Semnoz versprochen, ohne ruppige Thermik. Und so kam es. Wir konnten noch den Tag mit nem Stündchen fliegen, ja mehr schweben am Semnoz abschließen.
Ein toller Tag endet. Alle sind happy! Fliegen rund um Annecy ist geil!
Datum: 15.06.2012
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